Bowling und Kegeln werden gerne vorschnell in einen Topf geworfen, obwohl es sich um zwei unterschiedliche Sportarten von unterschiedlicher Herkunft handelt. Keine Frage: Das eigentliche Spielprinzip ähnelt sehr. Doch in den Feinheiten, aber auch in der öffentlichen Wahrnehmung sind zwischen Bowling und Kegeln längst Welten.
Deutsche trugen das Kegeln in die Welt
Was viele überraschen dürfte: Schon im antiken Ägypten wurde gekegelt. In Westeuropa kennt man das Spielprinzip in etwa seit dem Mittelalter. Noch bis ins 18. Jahrhundert wurde Kegeln ausschließlich unter freiem Himmel betrieben. Das Spiel war ein beliebter Anlaufpunkt auf Jahrmärkten, aber auch auf Hochzeiten und anderen Feierlichkeiten. Sehr häufig wurde um Geld gezockt, manchmal gar um Haus und Hof. Später waren es vor allem Deutsche Auswanderer, die das Spielprinzip in die weite Welt hinaustrugen: So exportierten sie das Kegeln unter anderem nach Australien, Brasilien oder ins Banat.
Kleine Änderungen, große Wirkung
Deutsche und niederländische Auswanderer brachten das Kegeln schließlich auch in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo es rasend schnell Verbreitung fand. Auch hier wurde häufig illegal um Geld gespielt, was zunehmend die Gesetzeshüter auf den Plan rief. Kurioserweise entstand das Bowling durch ein offizielles Verbot des Kegelspiels. Um letzteres zu umgehen, wurden die Regeln geringfügig abgeändert: Statt neun standen fortan zehn Kegel am Ende der Bahn (daher auch die Bezeichnung „Ten-Pin-Bowling“). Die Anordnung erfolgte nicht mehr im Vier-, sondern im Dreieck.
Unterschiedliche Wahrnehmung
Das Spielprinzip – und der damit verbundene Suchtfaktor – blieben gleich. Heute sind die Unterschiede allerdings noch viel deutlicher: Während das Kegeln mit einem leicht angestaubten Image zu kämpfen hat, wird der Bowlingsport gezielt an einen Event- und Party-Charakter geknüpft. Hinzu kommt die Tatsache, dass Bowling – dank immer ausgefeilterer Anlagen – deutlich komfortabler gespielt werden kann. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass das Kegeln heute überwiegend als Vereinssport betrieben wird. Das Bowling wiederum wird eher als Freizeit- und Gelegenheitssport wahrgenommen.